Interview mit Dirk Halmann
25.07.2023, 18:55
In unserer Interviewreihe möchten wir Euch die Mitglieder der Werbegemeinschaft Kastellaun einmal genauer vorstellen. Heute ist Dirk Halmann von der Taverne Kastellaun an der Reihe. Im Interview erzählt er uns, wie er durch Zufall nach Kastellaun gekommen ist und warum er letztlich auch hier geblieben ist.
Wie heißen Sie und was ist Ihre Funktion hier?
Mein Name ist Dirk Halmann und ich bin Inhaber der Burgtaverne in Kastellaun. Wir sind ein traditionelles Steakhaus haben daneben noch eine Event-Firma für Events und Großveranstaltungen. Wir sind seit 2008 hier, also schon 15 Jahre.
Was hat die Taverne alles zu bieten?
Wir legen als traditionales Steakhaus sehr viel Wert auf Regionalität. Das meiste von dem, was wir verarbeiten kommt hier aus der Region bzw. aus dem erweiterten Umfeld von regionalen Schlachtern und Bauern. Unser Kernprodukt ist zwar Fleisch, aber da es inzwischen auch immer mehr Vegetarier und Veganer gibt, stellt man sich als Gastgeber auch gerne um und sorgt dafür, dass die Leute veganes und vegetarisches bekommen, was bei uns auch frisch vom Grill kommt.
Eine Besonderheit bei uns ist, dass wir im Raum vor dem Gast grillen. Das bedeutet, dass man als Gast jederzeit sehen kann, wie das Essen zubereitet, behandelt und bearbeitet wird. Außerdem haben unsere Gäste bei den Beilagen freie Wahl und geben nur ganz wenig vor. Das meiste kann also frei zusammengestellt werden.
Getreu unserem Motto haben wir eine Spaßkarte. Unsere Gerichte heißen also nicht simpel „Rumpsteak“, sondern Pfaffenglück oder Windebringer. Da kann man dann immer ableiten, um was es sich ungefähr handelt. Neben dem Fleisch haben wir natürlich auch frischen Fisch und frischen Salat.
Was macht Ihnen am meisten Spaß hier?
Ich bin seit 40 Jahren mit Leib und Seele Gastgeber und liebe es, für meine Gäste zu kochen. Ich brenne dafür. Ich liebe es, wenn die Gäste zufrieden hier raus gehen und Spaß hatten. Ich komme aus einer Koch-Dynastie. Meine Großeltern waren schon Köche und wir sind auch alle Köche. Damit sind wir groß geworden. Zu Zeiten von Corona ist mir das leider etwas verleidet geblieben, aber letztlich sehe ich mich als Gastgeber und freue mich über jeden Gast, der kommt und uns auch mal ausprobiert oder der immer mal wiederkommt und sehe das Ganze im Augenblick noch sehr entspannt, dass sich die aktuelle Lage jetzt allmählich verbessert. Auch für die Kollegen.
Ich liebe diesen Beruf und deshalb kann ich mir auch nichts anderes vorstellen. Ich nehme auch die Schattenseiten wie Wochenendarbeit, Nachtarbeit oder Arbeit, während andere Feiern gerne in Kauf. Ich mag es einfach, wenn die Leute froh und glücklich sind, wenn sie irgendwo waren und z. B. Hochzeiten gefeiert haben. Da steh ich drauf. Das ist mein innerer Frieden.
Warum hier in Kastellaun bzw. in der Region?
Das ist ein Zufall gewesen. Wir kommen eigentlich aus dem Rheinland und uns hat es dann mal nach Koblenz und Neuwied verschlagen. Dadurch, dass wir drei Brüder sind, haben wir mehrere Lokale betreiben können und sinn dann schließlich durch Herrn Frey, den damaligen Ortsbürgermeister tatsächlich hier in der Stadthalle gelandet. Tivoli war unser erstes Projekt hier oben auf dem Hunsrück, weil wir damals eine große Halle für Veranstaltungen gesucht haben und dass dann auch tatsächlich gefunden haben. Deshalb hat uns dann hierher verschlagen. Der Liebe wegen bin ich dann auch hiergeblieben. Das war dann so (lacht).
Was schätzen Sie denn am meisten an der Region und an der Stadt?
Die Ausgeglichenheit und die Ruhe. Hier gibt es keine Hektik, man kennt viele Leute. Manchmal bekommt man die Hand gar nicht mehr runter, wenn man über die Straße gibt, weil man so viel grüßt. Man fühlt sich hier einfach zu Hause und ist mittendrin und trotzdem hat man seine Ruhe.
Ich wohne etwas abseits, in Hollnich, also knapp zwei Fahrkilometer. Das ist mitten im Wald und wunderschön. Außerdem liebe ich diese Entspanntheit, die es hier oben gibt. Die Stadthektik habe ich auch schon erlebt, weil ich schon Großstadtlokale hatte. Das ist etwas ganz anderes hier auf dem Land. Man kennt viele seiner Gäste, weil diese auch immer wiederkommen. Man ist immer wieder erstaunt, wie viele Stammgäste man doch tatsächlich hat. Damit habe ich nicht gerechnet.
Im Sommer hat man natürlich auch Touristen, aber jetzt im Winter sind das ganz, ganz viele Einheimische Stammgäste, die auch teilweise aus den Nachbarregionen kommen und sich dann hier zum Essen einfinden. Das erstaunt mich immer wieder.
Wenn Sie auf Ihre bisherige Zeit hier zurückblicken, gab es da persönliche Highlights?
Ja, besonders Veranstaltungen, die hier oben auf der Burg stattgefunden haben. Gerade am Anfang war der Stadtrat nicht so sehr begeistert, dass hier oben ein Lokal hinkommen soll. Ich hatte das damals mit dem Herrn Frey zusammen ausbaldowert. Das war viel Überzeugungsarbeit.
In den ersten Jahren haben wir dann viel mit den Kerker-Essen gemacht und diese Veranstaltungen haben dermaßen eingeschlagen. Da kamen Leute aus Berlin und sonst wo wegen so einer Kerker-Veranstaltung, dem Kerker-Essen her. Das hat mich dann nachhaltig wirklich beeindruckt. Ich kann es gar nicht richtig ausdrücken. Es hat mich mit Freude erfüllt.
Natürlich spielt da auch der finanzielle Faktor mit. Wir haben da auch unser Geld mit verdient, das ist schon klar, aber einfach der Spaß an dieser Sache, an diesem Mittelalter, das war immer mein Traum, mein Wunsch gewesen. Das konnte ich hier oben ausleben. Das bekommt nicht jeder.
Stichwort Kerker-Essen. Wie kann man sich das vorstellen?
Zunächst muss man sich von dem normalen Mittelaltergehabe verabschieden. Das Kerker-Essen ist eine Spaßveranstaltung und war von Anfang an auch so aufgebaut. Das Ganze findet bei uns im alten Tonnengewölbe statt. Das ist riesig groß. Die Veranstaltung, die wir da aufgebaut haben, war von Anfang an auf Spaß ausgelegt. Man hat ein all-inclusive Programm. Man bezahlt einmal und kann dafür so viel essen und trinken, wie man möchte. Wir als Animatoren und auch mir als Animator liegt es nahe, dass die Leute möglichst wenig verzehren und viel beschäftigt sind und viel lachen, tun, mitmachen müssen.
Da unten stehen Streckbänke und das funktioniert alles. Wir machen viel Spaß mit den Leuten, aber man muss auch erkennen, wer den Spaß möchte und wer nicht. Ich glaube, wir haben da ein gesundes Mittelmaß gefunden. Deshalb glaube ich auch, ist das Ganze so erfolgreich in dieser Sparte, weil wir das alles nicht so bierernst nehmen. Wir haben auch Barden dabei, Feuerspucker oder Tänzerinnen, die für das Unterhaltungsprogramm sorgen. Es geht aber hauptsächlich darum, dass man Spaß hat.
Daneben bieten Sie ja auch ein Krimi-Dinner. Wie läuft das ab?
Wir haben hier oben Krimi-Dinner mit Gruppen veranstaltet, die solche Arten von Dinnern eben organisieren, haben dann aber gemerkt, dass das zu unserem Ambiente nicht so gut passt. Das war einfach zu modern. Deshalb haben wir überlegt, wie wir das veranstalten können und dann ist uns der Tod des Fortunatus, des berühmtesten Burgbewohner, in die Hände gespielt, weil der Tod mysteriös war. Das haben wir dann zu einem Krimi ausgebaut und haben das dann selber auf die Beine gestellt, was auch sehr erfolgreich gelaufen ist.
Um noch mal auf das Thema Essen zurückzukommen: Haben Sie persönliche Lieblingsspeisen, die jeder mal gegessen haben sollte?
Auf jeden Fall. Wir haben das Glück, ein Rumpsteak anbieten zu können, dass sich „Wiese“ nennt. Das ist von einem Rind, das nur mit Grünfutter versorgt worden ist. Das heißt, dass das Rind die ganze Lebenszeit wirklich nur Grünfutter und kein Kraftfutter bekommen hat, die ganze Zeit frei gelaufen ist und draußen auf der Wiese war. Das merkt man natürlich beim Fleisch. Das vom Grill, ich glaube, es gibt nichts Besseres.
Wenn man das mal mit ausländischen Fleischsorten wie Ford-Rind oder Kobe-Rind vergleich, dann kann dieses Stück Fleisch einfach mithalten. Das ist einfach Genuss pur, zergeht auf der Zunge und ist ein einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis. Das geht also nicht so nach oben durch die Decke. Das wollen wir auch gar nicht, sondern wir wollen bezahlbare Küche haben, die die Leute auch wirklich genießen können. Wir legen sehr viel Wert auf Fleisch, aber es muss auch bezahlbar bleiben. Das ist eine ganz klare Sache für uns.
Bieten Sie auch Take-Away oder Lieferdienst an?
Das haben wir tatsächlich nicht gemacht, weil sich dieses Fleisch einfach nicht transportieren lässt. Dafür haben wir aber Foodtrucks gestellt und haben das damit in der Coronazeit eigentlich gut gewuppt. Ab und zu bieten wir auch mal Take-away, aber das ist mehr in der Event-Sparte, wenn wir z. B. BBQ für zu Hause anbieten. Das bieten wir ab 30 Personen an und können das bis 500 Personen machen mit unseren fahrbaren Grills. Das kriegen wir hin, ist aber kein Lieferdienst. Wir kommen tatsächlich zu Hause vorbei und grillen da frisch.
Hier oben besteht auch die Möglichkeit, Hochzeiten zu feiern. Ist das richtig?
Ja. Wir haben im Jahr ungefähr zwischen 80 und 100 Hochzeiten, die tatsächlich hier oben auch Heiraten können. Wir haben ein Standesamt über uns. Ich bin immer sehr begeistert von diesen Brautpaaren, weil jede Frau mal Prinzessin sein möchte und da bietet sich so ein altes, verwunschenes Schloss ganz gut an.
Man kann dann hier oben wirklich feiern. Man kann in Hochzeitszelten feiern, haben große Säle. Der Kerker wird häufig für mittelalterliche Hochzeiten genutzt, das ist dann auch immer ein Highlight in sich, weil mittelalterliche Hochzeiten auch immer mehr im Kommen sind. Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber das ist eine Sache, die wirklich immer läuft. Mit freier Traubegleitung auch kirchlich.
Und wir statten diese Hochzeiten dann mit Catering aus, wo wir dann auch hinkommen können und BBQ veranstalten.
Gibt es abschließend noch etwas, was Sie ihren Gästen mitteilen möchten?
Ich möchte mich ganz klar bei meinen Gästen bedanken. Für das Vertrauen, das geblieben ist und dass die Gäste uns weiterhin die Stange halten und versuchen uns zu unterstützen. Sowohl mich als auch meine Kollegen. Ich sehe, das Kastellaun hier ganz breit aufgestellt ist und möchte, dass das auch weiterhin so bleibt, damit die Gastro-Vielfalt, die wir hier haben, nicht verloren geht. Viele Kollegen können hier nur überleben, wenn sie tatsächlich auch unterstützt werden. Wenn man essen geht und auch Gutscheine kaufen geht, hilft man damit den Kollegen und auch uns.
Wir können nur als Gastgeber bleiben, wenn die Menschen das auch annehmen und uns unterstützen.
Auch wenn es manchmal schwierig ist, hoffe ich, dass sich das alle ein wenig zu Herzen nehmen und regional bleiben. Das wäre für uns eine tolle Sache.
Das Interview führte Crischa Hoffmann von der Werbegemeinschaft Kastellaun.