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Vielfalt so nah!

Interview mit Guido Brachtendorf

24.01.2022, 17:57

In unserer Interviewreihe möchten wir Euch die Mitglieder der Werbegemeinschaft Kastellaun einmal genau vorstellen. Den Anfang macht das Hotel Landgasthof Altes Stadttor im Herzen von Kastellaun. Im Interview erzählt uns Guido Brachtendorf u. a., was ihm am meisten Spaß an seinem Beruf macht und warum man „Mählkließ“ auf die Karte genommen hat.

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Wie heißen Sie und was ist Ihre Funktion hier?

Mein Name ist Guido Brachtendorf, ich bin zusammen mit Gregor Aldag hier einer der Inhaber unseres Gastronomiebetriebes Landgasthof Hotel Altes Stadttor Kastellaun. Ich bin für den Service am Gast zuständig. Das heißt, ich bin im Serviceteam mit tätig. Daneben mache ich die Buchhaltung und die Personalführung. Seit Mai 2011 arbeite ich hier.

Was bekommen die Gäste, wenn sie das Alte Stadttor betreten?

Unser Ziel war von Anfang an dem Gast, der das Haus betritt, ein Gesamtpaket zu bieten. „Genuss im urigen Ambiente, von einem freundlichen Service mit Herz serviert.“ Das ist so gesehen die Kernaussage und das versuchen wir jeden Tag zu leben. Wir bekommen viel positives Feedback von den Gästen, dass wir da auf der richtigen Spur sind und dass es auch so ist, wie wir uns das Denken.

Was macht Ihnen hier am meisten Spaß?

Die Gäste nach Strich und Faden zu verwöhnen. Vor allem mag ich es, wenn die Leute genießen können. Wenn diese z.B. ein Drei-Gang-Menü bestellen, dann geht es mir nicht darum einen guten Umsatz zu haben, sondern ich find’s einfach toll, wenn die Leute hierherkommen, um sich einen schönen Abend zu machen und wir das begleiten dürfen. Es ist toll, wenn ich dann merke, sie möchten eine Flasche Wein und brauchen eine Weinberatung oder mich fragen, was am besten zum Gericht passt und wir hinterher noch einen Kaffee oder eine schöne Spirituose aus der Region anbieten dürfen.
Wenn die Gäste dann hier rausgehen, ein Lächeln auf dem Gesicht haben und mir sagen, wie schön alles war und dass sie das ihren Kindern empfehlen und dann vielleicht sogar einen Gutschein kaufen, um den zu verschenken, dann weiß ich, dass wir alles richtig gemacht haben und die Gäste wieder kommen werden.

Warum sind Sie hier in Kastellaun bzw. in der Region?

Also ich persönlich komme aus Mörsdorf, das ist ja nur 10 km von Kastellaun entfernt. Als wir uns 2011 selbstständig machen wollten, hatten wir uns ursprünglich auf Mörsdorf konzentriert, im Zuge mit dem geplanten Bau der Hängeseilbrücke dort, aber wir waren unserer Zeit etwas voraus. Die Brücke war zwar 2011 schon geplant, ist aber erst 2015 gebaut worden. Da hat man uns damals geraten, da wir ja auch Existenzgründer waren und das unser erster Versuch war, das Ganze vielleicht doch lieber in Kastellaun zu versuchen. Kastellaun hatte eine damals größere Gästefrequenz als Mörsdorf, mehr Tourismus und überhaupt mehr Menschen, die potenzielle Gäste werden konnten.

Was schätzen Sie am meisten an der Region und an Kastellaun?

Kastellaun bietet vieles, wovon sich andere Städte in dieser Größe bestimmt gerne eine Scheibe abschneiden. Da gibt es zu einem die historischen und schönen Ecken, die man hier findet. Zu verdanken hat Kastellaun das dem ehemaligen Bürgermeister Frey, der in seiner Zeit als Bürgermeister hier, ich sage immer, das schlafende Dornröschen geweckt hat und Kastellaun praktisch zu der Schönheit gemacht hat, die es jetzt ist.
Das wurde natürlich in den Jahren nach der Amtszeit von Herrn Frey auch weitergeführt, weil man das auch zu schätzen weiß und weil es auch immer eine positive Rückmeldung vonseiten der Gäste gibt. Außerdem bietet Kastellaun als Zentrum auch für die umliegenden Ortschaften sehr viel Infrastruktur, die man woanders suchen muss.
An dritter Stelle ist es natürlich die schöne Natur und Gegend, die wir hier haben. Die vielen Wälder, die tollen Wanderwege, die hier ganz toll ausgeschildert sind, was auch immer von den Gästen sehr positiv bemerkt wird, die sogenannten Traumschleifen.
Zu guter Letzt auch die Nähe zu den angrenzenden Regionen Mosel und Rhein die man relativ schnell erreichen kann. Wenn man hier oben alles gesehen hat, kann man in einer halben Stunde in eine andere Region weiterfahren und dort noch mehr sehen. Das macht den Reiz aus. Und die gute Luft nicht zu vergessen.

Wenn Sie auf ihre Zeit hier zurückblicken, gab es da persönliche Highlights?

Persönliche Highlights sind auf jeden Fall besondere Begegnungen mit Gästen. Wir hatten letztes Jahr unser zehnjähriges Jubiläum und haben in diesen zehn Jahren natürlich viele Leute hier kennenlernen dürfen. Da haben sich einfach schöne Begegnungen oder auch freundschaftliche Beziehungen ergeben.
Da waren auch oft Begegnungen dabei, auch mit Menschen, die mittlerweile leider verstorben sind, zu denen man schon ein relativ enges Verhältnis hatte. Das war ein Geben und Nehmen. Sie haben sich gefreut, wenn sie hierherkommen konnten. Entweder allein oder mit ihrer Familie, mit ihren Kindern, die dann ab und zu mal zu Besuch kamen, weil die weiter weg wohnten. An solche Begegnungen denkt man gerne zurück.
Natürlich auch immer ein besonderes Highlight im Jahresverlauf, zumindest bevor Corona kam, ist die Nature One. Das geht, glaube ich vielen Kastellaunern so. Wenn die Nature One stattfinden darf, erwacht Kastellaun zu einem ganz anderen Leben, verjüngt sich gefühlt um 180 Grad oder vielleicht sogar noch mehr und die jungen Leute, die hierherkommen, sind total tiefenentspannt und freuen sich einfach auf das Festival.

Ich weiß noch, im ersten Jahr war ich sehr angespannt aufgrund der erwarteten Vielzahl an Gästen. Da, wo sonst 100 sitzen, saßen dann plötzlich 300 oder 400 an einem Tag, aber die waren völlig relaxed. Die haben auch irgendwann gemerkt, dass ich mir selbst Stress machte, um allen gerecht zu werden. Wir hatten zwar ein großes Aufgebot an Servicepersonal, aber ich wollte natürlich schauen, dass es an allen Fronten gut funktioniert und da haben die mir eigentlich schon im ersten Jahr ein wenig die Bedenken und auch den Stress genommen, in dem sie gesagt haben: „Es ist alles Gut, wir haben Zeit.“ Wenn ich dann gesagt habe, „das dauert noch ein bisschen mit dem Essen“ oder „Wir kommen gleich, wir sind gleich bei Ihnen mit den Getränken!“ kam nur „Nö, nö, wir wollen nur chillen, alles okay!“ Die sind dann auch immer wahnsinnig dankbar, wenn sie hier einfach ein wenig ausruhen, leckeres Essen und eine schöne Atmosphäre bekommen. Ein freundlicher Service rundet das Ganze dann ab.

Das wissen die einfach zu schätzen und das tut uns natürlich auch gut. Ich muss also sagen, als das erste Nature Jahr für uns vorbei war, 2011, haben wir danach relativ relaxed in die nächsten Jahre geblickt und gesagt: „Wir kriegen das mit unserem Team gewuppt!“

Welche Küche wird im Alten Stadttor angeboten?

Wir haben unsere Küche bewusst nicht „bürgerlich“ genannt, sondern „ländlich-frisch“. Unter bürgerlicher Küche versteht man ja häufig Hausmannskost, also so klassische Gerichte wie Gulasch mit Nudeln oder Linsensuppe, was nicht schlecht sein muss, aber wir wollten nicht den Eindruck erwecken, dass es bei uns darauf begrenzt ist. Das heißt nicht, dass wir nicht auch mal eine Linsensuppe auf die Karte nehmen.

Wir haben die Küche als ländlich-frisch bezeichnet, weil wir einige der Produkte, die wir hier verarbeiten, direkt aus der Region kommen. Wir wollen kein Sternerestaurant, aber auch keine Bahnhofsgaststätte sein. Wir haben also einen gewissen Anspruch. Die Speisekarten hat deshalb auch Einklänge mediterraner Art, überhaupt aus der europäisch-französischen Küche und da probieren wir manchmal einfach was Neues aus und schauen, ob es den Gästen gefällt. Wenn es gefällt, kann es ein Dauerbrenner werden und wenn es nicht gefällt, kommt es auch ganz schnell wieder weg von der Karte und es gibt was Neues.

Stichwort Regionalität. Wie wichtig ist das Ihnen?

Sehr. Wir haben von Anfang an bei der Gestaltung der Speisekarte darauf geachtet, welche Produkte wir direkt hier aus der Region beziehen können. Das ist auch nicht immer einfach, denn der regionale Lieferant muss ja in der Lage sein, auch unseren Bedarf zu decken. Da bringt es uns also nichts, wenn wir einen Lieferanten finden, der uns ein- bis zweimal gut beliefert und dann sagt, dass sein Kontingent erschöpft ist.

Grundsätzlich muss man bei der Verwendung regionaler Ware darauf achten, dass der Lieferant in der Lage ist, uns dauerhaft und solange das Gericht auf der Karte ist, auch damit zu versorgen.
Wir haben die Regionalität zudem nicht nur bei den Speisen, sondern auch auf unserer Getränkekarte. Das reicht von alkoholfreien Getränken über Wein, Bier bis hin zu Spirituosen. Ich würde behaupten, dass mehr als die Hälfte der Produkte hier aus der Region kommen. Vielleicht nicht alles aus dem Hunsrück, aber aus angrenzenden Regionen.
Unser Wein kommt z. B. nur von den angrenzenden Flüssen wie der Mosel, dem Rhein oder der Nahe. Die Spirituosen kommen zu guten Teilen aus Kail in der Eifel oder aus Zell an der Mosel und die anderen Getränke wie Säfte aus einer Hunsrücker Mosterei. Das Wasser ist Hunsrücker Wasser. Regionalität ist uns also sehr wichtig.

Haben Sie persönliche Lieblingsspeisen, die Sie Ihren Gästen empfehlen würden?

Ja. Das fragen mich die Gäste natürlich auch immer, wenn sie das erste Mal hier sind. Das sind dann vielleicht Touristen auf der Durchreise und dann schauen die in die Speisekarte und fragen mich, was ich ihnen empfehlen kann. Da sage ich grundsätzlich immer, dass sie sich nur von ihrem Geschmack leiten lassen sollen. Ich kann alles empfehlen, aber das nutzt ja in der Entscheidung der Gäste nichts. Was manchmal hilfreich ist, ist, wenn ich sage: „Nehmen Sie doch das, was Sie schon länger nicht mehr gegessen haben.“ Und dann wird’s oft ganz leicht. Dann sagen die Gäste: „Ach ja! Ich habe zwischen den beiden geschwankt. Das habe ich schon ewig nicht mehr gegessen. Das nehme ich!“

Wenn die Gäste mich speziell nach meinem Lieblingsgericht fragen, nenne ich ganz oft Großmutters „Mählkließ“, weil das ein Gericht ist, dass meine Oma früher immer gekocht hat. Das steht auf Anregung einer Kundin auf unserer Speisekarte, die hier abends mal aß und dann zu mir sagte: „Mach doch mal Mählkließ auf die Kart‘.“ Da habe ich zu ihr gesagt: „Meinst du wirklich, dass das angenommen wird?“ „Ja!“ meinte sie da zu mir, „es kommt ja auch auf den Versuch an.“ Es hat dann ein paar Wochen gedauert und was soll ich sagen? Am ersten Abend gab es direkt die Bestätigung dafür, dass es angenommen wurde.

Wir hatten hier einen großen Tisch mit Damen, ich glaube sechs oder acht Damen saßen da zusammen. Davon haben 80 % Großmutters „Mählkließ“ bestellt. Alle mit der Begründung, ihre Männer mögen die nicht und für sich allein machen sie die nur selten. Deswegen freuen sie sich, dass sie die jetzt hier essen können. Jetzt ist das mindestens zwei, dreimal im Jahr für mehrere Wochen auf der Speisekarte und wird gut angenommen.

Möchten Sie Ihren Gästen abschließend noch etwas sagen?

Ein ganz großes Dankeschön möchte ich den Gästen sagen. Für die Treue in den letzten zehn Jahren zu unserem Haus und besonders auch in den Zeiten des Corona-Lockdowns, denn da haben wir am Wochenende immer von Freitag bis Sonntag unsere sogenannten „Gaumenfreuden zum Mitnehmen“ angeboten und davon haben unsere Gäste und die, die dann zu neuen Gästen wurden, reichlich Gebrauch gemacht, sodass uns das über diese schwierige und auch traurige Zeit hinweggeholfen hat. Ansonsten denke ich, dass viele Gäste wissen, was sie an uns haben und auf diesem Weg wollen wir gerne weitergehen.

Das Interview führte Crischa Hoffmann von der Werbegemeinschaft Kastellaun.

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